1970er Lookbook & Styling
Die 1970er-Jahre-Mode ist ein faszinierender Mix aus Freiheit, Rebellion und Opulenz. Geprägt von sozialen Umbrüchen und kulturellen Revolutionen, brach sie mit den strengen Linien der Vordekade und feierte Individualität. Von Hippie-Flair über Disco-Glitzer bis hin zu Punk-Rawness – das Lookbook dieser Ära ist ein Kaleidoskop der Selbstentfaltung.
Die typischen Looks kombinieren natürliche Materialien mit kühnen Farben, weite Schnitte mit betonten Silhouetten. Diese Vielfalt macht die 70er zu einer der stilistisch reichsten Epochen, deren Einfluss bis heute in Kollektionen und Streetstyle weltweit spürbar ist.
Gesellschaftlicher Hintergrund
Die 70er waren ein Jahrzehnt des Aufbruchs: Die Hippie-Bewegung propagierte Frieden, Naturverbundenheit und Anti-Konsumismus, was sich in unkonventionellen Kleidungsstücken wie Patchwork-Kleidung oder Batik-Drucken widerspiegelte. Gleichzeitig kämpften Frauen um Gleichberechtigung – ein Unisex-Trend in Mode war die Folge.
Die Ölkrise 1973 und wirtschaftliche Unsicherheit förderten einerseits DIY-Ästhetik und Secondhand-Welle, andererseits entstanden als Gegenbewegung die glamourösen Disco-Kultur. Clubs wie Studio 54 wurden zu Bühnen für extravagante Outfits mit Glitzer, Plüsch und Plateauschuhen.
Punk als subkulturelle Revolution brach radikal mit etablierten Schönheitsidealen. Zerrissene Klamotten, Sicherheitsnadeln und Leder wurden zum Statement gegen Konformität. Diese Spannung zwischen Natur und Kunst, Freiheit und Dekadenz definierte die Mode der Dekade.
Charakteristische Styling-Merkmale

- Maxi-Röcke und Kleider: Lange, fließende Gewänder aus Baumwolle oder Leinen mit Blumenmustern oder Ethno-Drucken symbolisierten die Hippie-Idee der Freiheit. Oft kombiniert mit Sandalen und Farmersonnebrillen für einen unbeschwerten Sommerlook.
- Plateauschuhe und Stiefeletten: Ob im Disco oder auf der Straße – hohe Sohlen waren überall. Glitzernde Plateau-Sandalen für die Nacht, robuste Stiefeletten mit Nieten für den Tag. Sie verliehen jeder Silhouette dramatische Höhe.
- Jacken aus Leder und Kunstfell: Lederjacken mit Fransen oder Nieten prägten den Punk-Look, während künstliche Pelzjacken in knalligen Farben die Disco-Szene dominierten. Sie waren Statement-Pieces, die jeden Look sofort inszenierten.
- Drucke und Muster: Paisley, Blumen, Psychedelic-Muster und geometrische Prints überfluteten Stoffe. Kombiniert wurden sie mutig: Bluse mit Karohose, Kleid mit gestreifter Jacke. Diese Mischvielfalt war das Markenzeichen des Dekaden-Stils.
- Accessoires mit Statement: Große Holzsandalen, bunte Tücher als Kopftuch oder Halstuch, übergroße Sonnenbrillen und Hüte mit breiter Krempe. Sie machten jedes Outfit zum individuellen Kunstwerk und unterstrichen den Do-it-yourself-Charakter.
Einflussreiche Designer & Styling-Strömungen
Yves Saint Laurent revolutionierte mit seiner „Smoking“-Kollektion 1970 die Damenmode. Er adaptierte den klassischen Herren-Smoking für Frauen und schuf so ein Symbol für Emanzipation und Eleganz. Seine Kreationen kombinierten schneidrige Schnitte mit sinnlichen Materialien wie Seide oder Samt. Saint Laurents Stil war intellektuell, luxuriös und androgyn – er prägte den „Chic Parisien“ der 70er und inspiriert bis heute Designer wie Hedi Slimane.
Vivienne Westwood & Malcolm McLaren als Köpfe des Punk-Labels „SEX“ in London schufen eine Ästhetik des Protests. Ihre Kollektionen zerrissen Konventionen: Sicherheitsnadeln als Schmuck, zerschnittene T-Shirts mit provokativen Sprüchen, Bondage-Hosen. Westwood verwob viktorianische Elemente mit Leder und Nieten – ein Stil, der Rebellion als Kunstform feierte. Ihr Einfluss auf Streetwear und Avantgarde-Mode ist unübersehbar.
Disco-Glamour war keine Designerströmung, sondern ein von Popkultur getragenes Phänomen. Stars wie Donna Summer oder ABBA popularisierten Glitzer-Outfits mit Plüsch, Pailletten und Metallic-Farben. Der Stil war opulent, sinnlich und ungeniert – ein Gegenentwurf zur Nüchternheit der Vordekade. Er lebte von Theatralik und Körperbetonung und prägt bis heute Party-Mode und Red-Carpets-Looks.
Warum die 1970er-Looks heute noch inspirieren
Die 70er erleben eine Renaissance, weil sie Freiheit und Selbstbestimmung in Mode übersetzen. In einer Zeit von Fast Fashion und Uniformität sehnen sich viele nach Individualität – genau das bieten die Dekaden-Stile: Bell-Bottoms bei Gucci, Patchwork bei Dior, Plateauschuhe bei Prada. Besonders der Mix von Natur und Glamour, Einfachheit und Extravaganz spricht moderne Frauen an, die sich nicht in eine Schublade pressen lassen.
Zudem sind die 70er eine Antwort auf Nachhaltigkeitsfragen: Die DIY-Ästhetik, Secondhand-Welle und Liebe zu langlebigen Materialien wie Leder oder Denim sind aktueller denn je. Vintage-70er-Stücke sind begehrte It-Pieces, während Labels wie Stüssy oder Ganni die Dekade neu interpretieren. Die 70er beweisen: Mode kann Spaß machen, politisch sein und trotzdem zeitlos schön.
FAQ
- Wie kombiniere ich 70er-Elemente modern, ohne wie im Kostüm zu wirken?
- Setze auf ein Statement-Piece: Ein Paar hochgeschnittene Bell-Bottoms mit schmalem Top und schlichtem Blazer. Oder ein Paisley-Bluson zu schwarzen Slim Jeans und weißen Sneakern. Vermeide Kopftücher und Plateauschuhe gleichzeitig – wähle maximal zwei Retro-Elemente pro Outfit. Farben wie Terrakotta, Oliv oder Senf wirken aktuell, wenn sie mit Neutrals wie Weiß oder Schwarz kombiniert werden.
- Welche Materialien sind typisch für die 70er und wie kann man sie nachhaltig wählen?
- Natürliche Stoffe wie Baumwolle, Leinen, Leder und Denim dominierten die Dekade. Heute gibt es nachhaltige Alternativen: Bio-Baumwolle, veganes Leder aus Ananas oder Pilzen, recyceltes Denim. Achte auf Qualität – ein gut geschnittener Lederblazer oder ein strapazierfähiger Jeansrock sind Investitionen, die Jahre halten. Secondhand-Shops sind Goldgruben für authentische 70er-Materialien mit Patina.
- Welche Frisuren und Schmuck passen zum 70er-Styling?
- Ikonen sind lange, wellige Haare mit Mittelscheitel (wie Farrah Fawcett) oder afrikanische Frocks. Für moderne Looks: Locken mit Glättezauber sanft wellen, oder einen hohen Dutt mit ausgelassenen Strähnen. Beim Schmuck waren große Holzhalsketten, Armbänder mit Perlen und Ohrstecker mit Ethno-Mustern beliebt. Heute kombiniert man ein Statement-Collier mit minimalistischen Ringen, oder trägt mehrere dünne Ketten übereinander – der Schlüssel ist: mehr ist mehr!