In den 70er Jahren wurde das fortgeführt, was sich im Jahrzehnt zuvor bereits angedeutet hatte. Es war ein Zeitalter des politischen Protests und des Anprangerns von gesellschaftlichen Zuständen. Besonders aktiv und engagiert war die junge Generation, die viele konservative Ansichten der Älteren kritisierten und dies in Demonstrationen und Aufmärschen nach außen trugen. Gleichzeitig waren die 70er Jahre gekennzeichnet von zahlreichen Krisen.
Sowohl die Ölpreiskrisen als auch das sich ankündigende Ende des Nachkriegsaufschwungs beeinflussten die Wirtschaft. Zudem sorgten der RAF-Terrorismus und das Attentat während der Olympischen Spiele in München für Angst und Schrecken in der deutschen Bevölkerung. Nicht nur politisch, auch in der Mode spielte die neue Freiheit der Frau eine zunehmende Rolle.
Zu den zentralen Themen zählten die Frauenrechte und die sexuelle Freiheit der Frau. Auch Abtreibungen wurden hitzig diskutiert. Die Mode wurde insgesamt aber weniger von den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen weltweit beeinflusst, als in anderen Jahrzehnten. Die Love-and-Peace Generation, auch Hippies genannt, prägten die Mode der 70er Jahre.
Der Trend, der sich bereits in den späten 60er Jahren durchsetzte, war kein direkter Modestil. Vielmehr ist die Hippiemode das Resultat einer Lebenseinstellung. Die Hippies lehnten sich gegen die Ideale der Mittelschicht auf und propagierten stattdessen einen friedlichen Lebensstil. Aber was zeichnete Hippiemode wirklich aus und gab es Unterschiede im Kleidungsstil von Frauen und Männern.
Die Mode der Frauen in den 70er Jahren
Grundsätzlich war die Mode der 70er Jahre sehr facettenreich und keineswegs eintönig. Es gab verschiedene Stilrichtungen, die für ein abwechslungsreiches Bild auf den Straßen sorgten. Während in den 60er Jahren der Minirock zu den absoluten Must-haves einer trendbewussten Frau gehörte, eroberte jetzt die Hot Pants den Modemarkt. Die kurzen Hosen waren sehr knapp und figurbetont geschnitten. Gerne kombinierten Frauen sie mit hohen Stiefeln.
Doch nicht nur knappe Schnitte waren angesagt, die Hippies machten den langen Rock wieder salonfähig. Egal ob als Midi oder Maxi, bunte Farben und Applikationen mit Blumen sorgten für farbenfrohe Looks. Oberteile waren in der Regel figurnah geschnitten und hatten auffällig große Kragen oder Manschetten. Individualität und das Gefühl von Freiheit prägten auch die Mode. Kein Wunder, dass viele Stilrichtungen angesagt waren. Egal ob kurzer Rock oder lange Hose, erlaubt war, was gefiel.
Zu den markantesten Kleidungsstücken der 70er Jahre Frau gehört auch die Hose. Vor allem die Schlaghose mit dem weit ausgestellten Hosenbein eroberte weltweit den Markt. Die Schlaghose wurde gerne mit einer Weste oder einem lang geschnittenen Mantel kombiniert. Um die Taille zu betonen trugen Frauen breite Gürtel mit markanten Schnallen. Romantische Blusen mit Schleife am Hals ergänzten sowohl die Schlaghose als auch die Hot Pants.
Die Flower-Power Bewegung der Hippies schlug sich im Trend nieder, alles mit bunten Blumen zu verzieren. Egal ob man die Blume im Haar trug oder sie auf die Schlaghose nähte, die Blume gehört zu den typischen Symbolen der 70er Jahre Mode. Auch das Peace-Zeichen zierte viele Kleidungsstücke und verdeutlichte die Ablehnung von Krieg und Gewalt.
Zurück zur Natur in den 70ern - Die Flower Power Generation
Nicht nur die Ölkrise der 70er Jahre schärfte das Umweltbewusstsein der Bevölkerung. Die Hippies fühlten sich der Natur grundsätzlich sehr eng verbunden und verwendeten deswegen viele Naturmaterialien für ihre Kleidung. Viele Frauen und auch Männer griffen zur Stricknadel und häkelten und strickten Accessoires oder Kleidungsstücke selbst. Feminine Strick- und Häckelmode ergänzte somit häufig das trendbewusste Outfit. Auch Leinenstoff erfreute sich großer Beliebtheit. Viele Kleidungsstile erinnerten durch die verwendeten Materialien und auffälligen Volants oder Kragen an folkloristische Mode. Besonders beliebt waren exotisch inspirierte Muster und Farben, welche der Kleidung eine orientalische Note verliehen.
Schuhe und Accessoires in den 70er Jahren
Ebenso abwechslungsreich und farbenfroh wie die Mode, waren die Schuhe und Accessoires der 70er Jahre. Große Sonnenbrillen waren ebenso angesagt, wie überdimensional große Krawatten oder auffällige Manschetten. Da sowohl Männer als auch Frauen die Haare lang trugen, wurden gerne Stirnbänder aus Leder um den Kopf geschlungen, um die wallenden Haare zu bändigen. Lange Ketten mit bunten Perlen ergänzten gekonnt den Hippie-Style.
Die Schuhe in den 70er Jahren hatten entweder Plateau- oder Blockabsätze. Vor allem der Plateauschuh setzte sich in Kombination mit der Disco-Mode der 70er Jahre immer mehr durch. Die Disco-Mode wurde inspiriert vom berüchtigten Studio 54 in New York und bestand oft aus bunten Overalls mit Schlaghose und hohen Plateauschuhen. Doch auch die bequemen Clogs mit ihrem charakteristischen Holzabsatz lagen bei Jung und Alt im Trend.
Die Mode der Männer in den 70er Jahren
In den 70er Jahren näherte sich der Kleidungsstil von Frau und Mann so sehr an, dass es eigentlich nur noch wenige Unterschiede in der Bekleidung gab. Doch nicht nur die Mode ähnelte sich immer mehr, auch die Haare wurden gleichermaßen von Männern und Frauen lang getragen. Kein Wunder also, dass auch Männer Accessoires für die Haare nutzten. Modisch setzte sich bei den Männern immer mehr die Jeans als Alltagskleidung durch.
Galt die Blue Jeans vorher ausschließlich im Freizeitbereich als angemessen, erfreute sie sich vor allem bei Schülern und Studenten zunehmender Beliebtheit. Natürlich trugen auch die Männer der 70er Jahre Schlaghosen. Die Oberbekleidung nutzen viele Männer, um politische Statements für alle sichtbar zu äußern. So zierten Sprüche gegen die Atomkraft ebenso die Männershirts, wie die typischen Friedenssymbole. Während der kalten Jahreszeiten kleidete sich der trendbewusste Mann mit einem warmen Parka.
Dieser stammte zwar ursprünglich aus dem Repertoire der Bundeswehr, trotzdem überzeugte der praktische Parka auch Pazifisten. Zu den markantesten Merkmalen der Männermode in den 70er Jahren zählt ohne Frage das Schuhwerk. Schließlich schlüpften nicht nur Frauen in hohe Plateauschuhe, auch Männer entdeckten Schuhe mit Plateauabsatz für sich. Besonders im Zuge der Disco-Mode erfreute sich der Plateauschuh bei Männern und Frauen großer Beliebtheit.
Die 70er Jahre Mode heute
Noch heute finden sich viele Trends der 70er Jahre in der aktuellen Mode. Der Boho-Style mit seinen fließenden Stoffen und vielen naturbelassenen Accessoires lässt viele Einflüsse der Hippie-Mode erkennen. Und auch Blumen spielen nach wie vor bei Mustern und Accessoires eine große Rolle. Die Schlaghose als Markenzeichen der 70er Jahre tritt immer mal wieder modisch in Erscheinung, auch wenn der Schlag deutlich weniger ausladend ist als in den 70er Jahren. Lediglich die hohen Schuhe haben sich zumindest in der Männermode nicht durchgesetzt.