30er Jahre Mode – Turbulente Jahre vor Kriegsbeginn


Die 30er Jahre in Deutschland waren geprägt von der Weltwirtschaftskrise und deren Auswirkungen auf den Alltag der Deutschen. Ging es den Deutschen in den 20er Jahren noch sehr gut, wurde nun die Arbeit knapp, so dass die Arbeitslosigkeit immer mehr Leute betraf. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung nahm stetig zu und zeigte sich im politischen Wandel. So kamen 1933 die Nationalsozialisten an die Macht und steuerten Deutschland bis ins Jahr 1939 direkt auf den Zweiten Weltkrieg zu. Doch nicht nur politisch wandelte sich die Stimmung in Deutschland, auch in der Modewelt kam es zu deutlichen Umbrüchen.

Vor allem der Look der Frauen änderte sich und man besann sich wieder auf ein sehr weibliches Frauenbild. Der Style der Männer hingegen unterlag nur wenigen Änderungen. Die zurückliegenden „Roaring Twenties“ waren noch von einem neuen, sehr androgynen Frauenbild geprägt. Das Flapper Girl mit dem typischen kastenförmigen Kleid lag im Trend und war Sinnbild der unabhängigen, modernen Frau. Doch in den 30er Jahren änderte sich dieser Trend ins komplette Gegenteil. Statt wilden „Flapper Girls“ war die elegante Dame wieder angesagt. Dies äußerte sich besonders in der Wiederentdeckung der weiblichen Figur.

Während in den 20er Jahren die Kurven der Frau in geraden Schnitten verschwanden, galt ihnen nun die ganze Aufmerksamkeit. Doch welche Kleidungsstücke gehörten in den Kleiderschrank einer modernen Frau der 30er Jahre? Und wie wurde die neu entdeckte Weiblichkeit in den Fokus gerückt?

Figurbetonte Kleidung für trendbewusste Damen

Der neue Trend zeigte sich vor allem in der Betonung der hohen Taille. Frauen trugen weiche, fließende Stoffe, welche die Silhouette ins rechte Licht rückten. Zu den absoluten Must-haves der 30er Jahre zählte der „Godet-Rock“. Dieser war unten glockig weit und an der Hüfte äußerst figurbetont. Zudem warf er weiche Falten und wurde gerne mit einem Gürtel kombiniert, um die Taille zusätzlich zu betonen. Während in den 20er Jahren der Rock noch recht kurz bis zum Knie getragen wurde, nahm die Länge des Rocksaums in den 30er Jahren wieder zu. Um 1932 reichte der Saum meist bis zur Wade.

Besonders beliebt was das lange, schmale „Prinzesskleid“ mit der typischen Längsnaht am Vorder- und Rückenteil. Auch die Abendmode zeigte sich deutlich eleganter. Die Kleider reichten teilweise bis zum Boden und hatten die charakteristische hohe Empire-Taille. Der Ausschnitt war weniger ausladend und wurde in der Regel durch Spitzeneinsätze kaschiert. Kennzeichnend für die Abendmode waren weich fließende Stoffe aus Seide, Tüll oder Seide. Pure Eleganz war das erklärte Ziel vieler Looks.

Auch das Kostüm erfreute sich immer größerer Beliebtheit.

Ein enganliegender „Godet-Rock“ wurde mit einer taillierten Jacke kombiniert. Ganz neu auf den Laufstegen war der Bolero. Die kurze, rundgeschnittene Jacke kam besonders in Kombination mit einer weiten Marlene-Hose gut zur Geltung. Auch der glockenartige Rock wurde bevorzugt zum Bolero getragen. Im Laufe der 30er Jahre versuchte man der weichen Silhouette der Frau wieder mehr Ecken und Kanten zu verleihen.

Dies zeigte sich besonders in der Betonung der Schulterpartie. Hierfür setzte man auffällige Kragen, Schleifen oder Puffärmel ein. Teilweise sorgten die eingesetzten Schulterpolster sogar für eine groteske Dreieckswirkung des Oberkörpers. Dadurch sollte die Taille noch schmaler wirken. Verstärkt wurde dieser Effekt durch zahlreiche Accessoires, die Frauen sich um die Schultern drappierten.

Die Accessoires der 30er Jahre Mode

Zu den markantesten Accessoires der 30er Jahre zählt ohne Frage der Pelz. Eine Pelzstola vervollständigte das elegante Abendoutfit und betonte gekonnt die Schultern. Selbst im Alltag verzichte die trendbewusste Frau ungern auf ein pelziges Accessoire. So gehörte der Fuchs um die Schultern zum typischen Straßenbild, nicht nur im Winter. Der Hang zum Luxus in den 30er Jahren steht offensichtlich in großen Widerspruch zu den wirtschaftlich schlechten Verhältnissen in Deutschland. Doch vielleicht zeigte sich hier gerade die Sehnsucht nach besseren Zeiten. Auch die elegante Perlenkette gehörte zu einem gelungenen 30er Jahre Look. Auffällig designte Hüte mit Federn und Broschen, eng anliegende Gürtel und kleine Taschen ergänzten das Outfit der eleganten 30er Jahre Dame.

Doch nicht nur die Kleidung und Accessoires der Damen unterstrichen die elegante Ausstrahlung. Vor allem die typischen Frisuren und das Make-up der 30er Jahre prägen unser heutiges Bild der 30er Jahre Frauen. Beim Make-up lag der Schwerpunkt auf der Betonung der Augen. Lidschatten in verschiedenen Farben intensivierten den Blick. Stark getuschte Wimpern oder falsche Wimpern gehörten zum typischen Straßenbild. Zu den markantesten Merkmalen eines 30er Jahre Make-ups zählten die besonders schmalen Augenbrauen. Hierfür rasierten sich viele Frauen die natürlichen Brauen ganz ab, um sie dann schmal nachzuzeichnen.

Als absolute Stilikonen galten Greta Garbo und Marlene Dietrich. Auch die Frisuren der 30er Jahre wurden durch beide Dame maßgeblich beeinflusst. Kurze Haare, wie der Bubikopf aus den 20er Jahren galten nicht mehr als angesagt und die Frau trug das Haar wieder länger. Kunstvolle Wellenfrisuren, am besten im angesagten Blond, rundeten den perfekten 30er Jahre Look gelungen ab.

Der typische 30er Jahre Mann trug Anzüge

Während sich der Style der Frauen im Gegensatz zu den 20er Jahren komplett wandelte, änderte sich der Look der Herren nur wenig. Männer trugen nach wie vor alltagstaugliche Anzüge in schlichten Farben aus hochwertigen Materialien. Der Look wurde allerdings insgesamt etwas sportlicher und lässiger. Auch die zuvor typische Weste wurde immer weniger getragen. Die Hosen waren etwas weiter geschnitten, hatten eine Mittelfalte sowie einen Umschlag und ließen die Herren recht schlaksig wirken. Der trendbewusste Mann ergänzte eine weite Hose mit einer engen Jacke. Zylinder oder Filzhut rundeten das gelungene 30er Jahre Outfit ab. Typisches Kleidungsstück im Winter war der sogenannte Ulster, ein schwerer Mantel aus Tweed. Zudem setzte sich immer mehr der Halbschuh durch. In der Freizeit kleidete sich der 30er Jahre Mann mit einer Knickerbockerhose und einem Sportjackett.

Krieg spiegelt sich in der Mode wieder

Auch die Mode blieb von den politischen Ereignissen nicht unbeeinflusst. Im Laufe des Jahrzehnts wurde teils das Material knapp. Es war also nicht ungewöhnlich, dass Kleidung bei Bedarf selbst ausgebessert wurde. Auch der Nationalsozialismus schlug sich zunehmend in der Kleidung nieder. So ist es kaum verwunderlich, dass die Tracht mit Dirndl und Lederhose immer mehr an Bedeutung gewann. Trotzdem konnte sich die Mode in den 30er Jahren noch einmal kreativ entwickeln, bis sie dann in den Kriegsjahren zum Erliegen kam.

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